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Neue Holländische Wasserlinie: Reisetipps fürs Welterbe

Die Neue Holländische Wasserlinie war lange Zeit das am besten gehütete Geheimnis der Niederlande. Heute ist das ausgeklügelte Verteidigungssystem UNESCO-Welterbe und bietet Ausflugsziele en masse. Hier sind die besten Reisetipps für euren Besuch.

Das heutige Waterlinie Museum von oben

96 Forts, sechs Festungen und zwei Schlösser: Die Holländische Wasserlinie ist eine 85 km lange Verteidigungslinie in den Niederlanden, von denen noch viele Bauten aus dem Jahr 1870 stammen. Was das mit sich bringt? Viele sehenswerte Orte, die einen Besuch lohnen. Das ist auch nicht der UNESCO verborgen geblieben. Die Organisation der Vereinten Nationen hat die Nieuwe Hollandse Waterlinie in den Provinzen Nordholland, Utrecht, Gelderland und Nordbrabant 2021 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Einige Teile, wie die Verteidigungslinie von Amsterdam, tragen den Titel dagegen bereits seit 1996. Wir stellen euch die Highlights der Holländischen Wasserlinie vor und gewähren einen Einblick in die überaus interessante Geschichte.

Gleich der wichtigste Tipp vorweg: Es lohnt sich, mehrere Sehenswürdigkeiten der Verteidigungslinie zu besuchen, um sich ein Bild von der einzigartigen Verteidigungsanlage zu machen, die aus mehreren Festungen, Forts und Verteidigungswallen besteht – und nicht zuletzt aus jeder Menge Wasser, das die Niederländer genial für ihre Zwecke genutzt haben. Wie genau? Das erfahrt ihr in diesem Artikel.

Die Festungsstadt Woudrichem ist vor allem von oben einmalig
Die Festungsstadt Woudrichem ist vor allem von oben einmalig

Fakten

Was zeichnet die Neue Holländische Wasserlinie aus? Hier findet ihr Hard Facts und Wissenswertes über die Holländischen Wasserverteidigungslinien:

  • Der Festungsgürtel von Amsterdam hat eine Länge von 135 km
  • Die Neue Holländische Wasserlinie hat eine Länge von 85 km
  • Zusammen haben die Festungslinien damit eine Länge von 220 km
  • 96 Forts mit Sperrzonen, inklusive zwei Schlössern und sechs Festungen
  • Grünes Band entlang der Randstad und Amsterdam, 1-5 km breit
  • Über 1000 Betonbauwerke: Bunker, Kasematten und Gruppenunterkünfte
  • Neun Überschwemmungsbecken
  • Ausgeklügeltes Wasserwirtschaftssystem mit über 100 militärischen Schleusen, Deichen und Kanälen

Neue Holländische Wasserlinie

Die Neue Holländische Wasserlinie, auf Niederländisch Nieuwe Hollandse Waterlinie, wurde 1815 im Auftrag von König Willem I. als groß angelegtes militärisches Verteidigungssystem zum Schutz des wirtschaftlichen und finanziellen Zentrums der Niederlande entworfen. Es verläuft von Muiden nach Gorinchem, von der ehemaligen Zuiderzee (heute das IJsselmeer) bis zum Biesbosch. Obwohl ihre Geschichte viel weiter zurück reicht, war sie von 1870 bis 1945 Betrieb.

Die Idee bestand darin, Landesteile zum Schutz vor Angreifern durch ausgeklügelte Landschaftsgestaltung zu überfluten. Im Verteidigungsfall konnte das Land so 40 Zentimeter hoch geflutet werden.

Während des Zweiten Weltkriegs erwies sich das Konzept der Wasserlinie durch den jedoch schnell als unbrauchbar und wurde aufgegeben. Die Holländische Wasserlinie wurde von deutschen Truppen umgangen, indem sie Fallschirmjäger hinter den Linien absetzten. Damit endete die militärische Rolle der Forts. Die Folge: Es blieb ein umfangreiches Ensemble von Kultur- und Naturerbe zurück. Zu besichtigen ist heute eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten, bestehend aus 60 Festungen, fünf befestigten Städten und über 1500 kleineren Wasserwerken, die alle im zentralen Teil des Landes liegen.

Einst galt die Neue Niederländische Wasserstraße als “bestgehütete Geheimnis der Niederlande”. Seit 1999 aber wurde diese Kulturlandschaft auf Anweisung der niederländischen Regierung herausgeputzt, sowohl als erkennbare Landschaft, als auch als nationales Denkmal. 200 Millionen Euro wurden investiert, um die Highlights der Holländischen Wasserlinie sichtbar und erlebbar zu machen.

Mit anderen Worten: die Landschaft, die einst zum Schutz der niederländischen Bevölkerung angelegt wurde, beherbergt nun jede Menge moderne Einrichtungen, in denen Besucher der Geschichte auf den Zahn fühlen können – durch hypermoderne Museen, begehbare Festungen, die zu Veranstaltungsorten werden und sogar durch Bed & Breakfasts und ausgefallene Restaurants.

Das heutige Wasserlinien-Museum ist ein ein Beispiel für die Neue Holländische Wasserlinie
Das heutige Waterlinie Museum von oben

Sehenswürdigkeiten

Die Neue Holländische Wasserlinie hat bis heute einige sehenswerte Forts zu bieten. Jedes einzelne hatte früher eine besondere Funktion, die auf den Standort zugeschnitten war, an dem es stand. Daher waren keine zwei Festungen gleich. Umso mehr wollen wir euch einige der größten Highlights genauer vorstellen.

Besonders sehenswert ist das Festungsdreieck, bestehend aus den befestigten Städten Gorinchem, Zaltbommel und Woudrichem sowie den Festungen Fort Vuren und Slot Loevestein. Folgende Highlights haben keinen Anspriuch auf Vollständigkeit und sollen keine Reihenfolge darstellen, sondern zu kleinen Abstechern entlang der Neuen Niederländischen Wasserlinie und der Verteidigungslinie von Amsterdam inspirieren.

Waterliniemuseum Fort bij Vechten

Ihr wollt mehr über die Neue Holländische Wasserlinie erfahren? Dann ab nach Vechten! Das sogenannte Waterliniemuseum befindet sich im Fort bij Vechten in Bunnik, ca. 45 Minuten von Amsterdam entfernt. Als eine der größten Festungen im Land, lohnt sich ein Besuch hier besonders. Wer etwas über die Neue Niederländische Wasserstraße wissen will, ist hier genau richtig. Nicht zuletzt, da die Geschichte des Fort Vechten bis in die Römerzeit zurückgeht. Schließlich liegt die Festung am römischen Limes, der Grenze des Römischen Reiches.

Öffnungszeiten

Täglich außer Mo & Do 10:00-17:00 Uhr

Adresse

Fort Vechten, Achterdijk 12, 3981 HB Bunnik, Niederlande
Website

Restaurant-Tipp

Wenn ihr vor oder nach eurem Besuch noch etwas essen gehen möchtet, dann können wir euch das Vroeg empfehlen. Regionale Gerichte und tolle Atmosphäre inklusive!

Adresse: Achterdijk 1 3981 HA Bunnik
Öffnungszeiten: tgl. 8:00-23:00 Uhr
Website

Festungsstadt Woudrichem

Die alte Festungsstadt Woudrichem in der Provinz Noord-Brabant zählen viele Niederländer zu den schönsten Orten des Landes. Wir können dem nur beipflichten. Tatsächlich wirkt die kleine Stadt am Fluss Merwede wie aus der Zeit gefallen. Im 9. Jahrhundert gegründet, entstand durch ihre strategische Lage schnell ein lokaler und viel beschäftigter Markt. Nachdem Woudrichem mehrfach belagert worden war, wurde sie von Festungsmauern umgeben – die immer noch stehen.

Zur Freude der heutigen Besucher ist das historische Zentrum in einem bemerkenswert guten Zustand und lädt zu einem Bummel durch längst vergangene Zeiten ein: von der Kirche Saint-Martin mit ihrer markanten Galionsfigur bis hin zum lehrreichen Fischereimuseum, dem historischen Jachthafen und der Windmühle Nooitgedacht.

Hotel-Tipp

Kazemat Zus: Übernachten im Festungswall

Unser absolut bester Übernachtungstipp für die schnuckelige Stadt Woudrichem ist diese urige Herberge in den Kasematten. Richtig gelesen, ihr könnt im Festungswall übernachten – ein echtes Erlebnis!

VERFÜGBARKEIT CHECKEN

Der Eingang zum Fort K'IJK ist spektakulär
Der Eingang zum Fort K’IJK ist spektakulär
Im Fort K'IJK gibt es zahlreiche anschauliche Installationen
Im Fort K’IJK gibt es zahlreiche anschauliche Installationen

Fort K’IJK

Das Fort Krommeniedijk liegt in Nordholland, an der Grenze zwischen Uitgeest und Krommenie, und ist eines der 42 Forts der Verteidigungslinie von Amsterdam. Als solches gehört es zwar nicht zur Neuen Holländischen Wasserlinie, ist aber dennoch unbedingt einen Besuch wert.

Die Forts der Verteidigungslinie von Amsterdam wurden zwischen 1880 und 1914 erbaut und waren jahrzehntelang nicht genutzt. Im Zuge von zahlreichen Renovierungen wurde auch das Krommeniedijk umfassend umgebaut. Seit der Fertigstellung des „neuen“ Forts in 2017 trägt es auch einen neuen Namen: Fort K’IJK.

Ein Besuch lohnt sich vor allem für die etwa 30-minütige interaktive Audiotour für Groß und Klein – inklusive Lichtprojektionen und lehrreichen Frage-Antwort-Spielen. Dabei lernt man auch, dass die Festung heute ein Novum in Sachen Energienutzung darstellt. So deckt das Fort K’IJK seit der Sanierung seinen Energiebedarf weitgehend selbst und ist dank Erdwärme und Solaranlagen nachhaltig in der Nutzung. Zum Beispiel werden die Toiletten mit Regenwasser gespült, es gibt Ladestationen für Elektroautos und Fahrräder und Schafe halten das Grasdach kurz. Genial, oder?

Audiotour

Erwachsene & Kinder ab 12 Jahren: 4 Euro
Familientarif (max. 4 Personen): 12 Euro
Führungen gibt es jeden ersten Samstag im Monat um 13:30 Uhr

Öffnungszeiten

Do-So 11:00-16:00 Uhr

Adresse

Lagendijk 22, 1911 MT Uitgeest, Niederlande
Website

Schloss Loevestein

In Poederoijen an der äußersten Spitze der Provinz Gelderland liegt das Schloss Loevestein und zwar strategisch günstig am Zusammenfluss von Maas und Waal. Das hatte den Vorteil, dass seine Bewohner potenzielle Angreifer, die über das Wasser kamen, sofort als sehen konnten. Wer die Sehenswürdigkeit besucht, lernt vieles über die bewegende Geschichte des Schloss Loevestein, z.B. über die legendäre Flucht von Hugo de Groot in einer Bücherkiste.

Tickets

Eintrittskarten für das Schloss Loevestein

MEHR INFOS

Öffnungszeiten

Täglich 10:00-17:00 Uhr

Adresse

Loevestein 1, 5307 TG Poederoijen, Niederlande
Website

Schloss Muiderslot

Eintauchen in die Geschichte kann man auch im Muiderslot bei Amsterdam. Das Schloss liegt an der Vecht und der ehemaligen Zuiderzee. Heute kann man hier die Gärten von Schloss Muiden erkunden und das Rijksmuseum Muiderslot besuchen.

Tickets

Eintrittskarten für das Schloss Muiderslot

Besucht die Burg Muiderslot und lasst euch verzaubern von ihrer wunderschönen Lage inmitten von Wasser und Gärten. Bestaunt eine der ältesten und am besten erhaltenen Burgen der Niederlande.

MEHR INFOS

Spar-Tipp

Amsterdam City Card mit freiem Eintritt und ÖPNV

Mit der offiziellen „I Amsterdam“ City Card habt ihr freien Eintritt zu den Museen in Muiden, Naarden und Laren – und sogar eine kostenlose Grachtenrundfahrt in Amsterdam.

MEHR INFOS

Öffnungszeiten

Täglich 10:00-17:00 Uhr

Adresse

Herengracht 1, 1398 AA Muiden, Niederlande
Website

Gorinchem

Dass jede Festungsstadt in den Niederlanden ihren eigenen Charme hat, beweist Gorinchem. Die Stadt in der niederländischen Provinz Südholland ist Teil des sogenannten Festungsdreiecks. Als solches bildet sie zusammen mit den Festungsstädten Woudrichem und Zaltbommel den südlichen Teil der Neuen Holländischen Wasserlinie. Sie ist nur eine gute halbe Stunde von Rotterdam und rund 50 Min. von Den Haag entfernt.

Absolut sehenswert sind der Grote Markt, die Grote Kerk und das Gorcums Museum im alten Rathaus, in dem moderne Kunstwerke von Gorinchemer Malern aus dem siebzehnten Jahrhundert ausgestellt sind. Nicht verpassen sollte man auch die Windmühle Molen Nooit Volmaakt am Fluss Linge.

Naarden

Eine weitere Sehenswürdigkeit an der Holländischen Wasserlinie ist die Stadt Naarden, das bereits im Jahr 996 als Hafendorf an der Zuiderzee gegründet wurde. Wie viele andere wurde auch diese Stadt regelmäßig geplündert und niedergebrannt und letztlich zur Festung ausgebaut. Und was für eine! Naarden kommt wie im Bilderbuch daher, mit einem Graben, doppelten Stadtmauern, Bastionen und Stadttoren und dem Utrechtse Poort, der den Zuggang aus Utrecht ermöglicht.

Auf den Festungsmauern von Naarden lohnt sich ein Besuch des Festungsmuseums. Zu den wichtigsten Ausstellungsstücken der Sammlung gehören die Kanonen Napoleons und zahlreiche archäologische Funde, Drucke, sowie Hand- und Feuerwaffen.

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Zaltbommel

Die niederländische Gemeinde Zaltbommel liegt an der Waal und wurde erstmals im Jahr 850 erwähnt. Besonders bekannt ist das schon erwähnte Schloss Loevestein, das als berühmteste Burg der Niederlande gilt. Dabei bietet die befestigte Stadt an der Waal weit mehr, als das. Zu verdanken hat das Zaltbommel vor allem dem Stadtarchitekten François de Virieu, der die Stadt die Festungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert ab 1834 zu einem grünen Landschaftspark verwandelte.

Lohnenswert ist die Besichtigung der Stadtmauer, des alten Wasserturms und des Stadtschlosses, ein Besuch des Kerkplein, wo sich alte städtische Bauernhöfe befinden, die noch völlig intakt sind.

GeoFort

Das Fort am Nieuwe Steeg in der Stadt Herwijnen bei Asperen ist Teil der Neuen Holländischen Wasserlinie. Das exponierte Fort konnte von Belagerern von zwei Seiten angegriffen werden. Deshalb verfügt das Fort über eine spezielle, bombensichere Kaserne.

Heute wird die Festung GeoFort genannt, was daran liegt, dass es in einen pädagogischen Themenpark verwandelt wurde. In einem modernen Museum lässt sich die niederländische Geschichte erleben und mit Geotechniken, Kartografie und Navigation experimentieren.

Öffnungszeiten

Sa & So 10:00-17:30 Uhr

Adresse

Nieuwesteeg 74, 4171 KG Herwijnen, Niederlande
Website

Festung Everdingen

Eine weitere Form der gegenwärtigen Nutzung der alten Festungsanlagen stellt das Fort bij Everdingen am Fluss Lek dar. Heute befindet sich hier eine lokale Bierbrauerei, bei der man eine Führung samt Bierverkostung machen kann. Das Fort Everdingen wurde zwischen 1842 und 1847 erbaut und bildet zusammen mit Fort Honswijk auf der anderen Seite der Lek, den Lekzugang.

Adresse

Noodweg 2, 4121 KK Everdingen, Niederlande
Website

Auch die Festungsstadt Woudrichem lässt sich sehr gut erwandern
Auch die Festungsstadt Woudrichem lässt sich sehr gut erwandern

Wanderwege

Wer lieber aktiv ist, kann Teile der Neuen Niederländischen Wasserlinie auch erwandern. Dafür gibt es zahlreiche Wanderwege, die an vielen Sehenswürdigkeiten und Naturhighlights der Wasserstraße vorbeiführen. Die meisten befinden sich in der Nähe von Naarden und Weesp, um Utrecht und im südlichen Teil bei Gorinchem und Leerdam.

Kromme Rijnpad

Besonders beliebt ist der bis zu 29 Kilometer lange Kromme Rijnpad, die als schönste Wanderung in Utrecht gilt. Er folgt einem alten Treidelpfad entlang des Flusses Kromme Rijn, der von Wijk bij Duurstede nach Utrecht führt – oder umgekehrt.

Arkelpad

Auf dem rund 14 Kilometer langen Arkelpad wandert man über die Stadtmauern von Gorinchem und damit entlang der Sehenswürdigkeiten der Festungsstadt wie dem Lingehafen und der Molden De Hoop. So erfährt man bei der Wanderung mehr über die Geschichte der Neuen Niederländischen Wasserstraße und die verschiedenen Instrumente, die dabei zum Einsatz kamen.

Fragen zu den Holländischen Wasserlinien?

Her damit! Wir freuen uns über eure Fragen zu den niederländischen Wasserlinien in den Kommentaren. Für einen Einblick in unsere Reise, schaut in unsere Story-Highlights auf Instagram.

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