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Kolmannskuppe in Namibia: So besucht ihr die Geisterstadt

Was versteckt sich hinter der Geisterstadt Kolmannskuppe? Wir waren vor Ort, sind durch die verlassenen Häuser gelaufen und haben mehr über die ehemalige deutsche Goldgräber-Siedlung erfahren. Hier sind unsere Tipps für euren Besuch.

Innenraum in Kolmanskop

Verlassene Häuser in der Wüste, Zimmer voller Sand und Wände, deren Patina Geschichten erzählt: Der Ort Kolmannskuppe im Süden Namibias ist einer der bekanntesten „Lost Places“ der Welt. Dabei ist die ehemalige Diamantenstadt längst nicht mehr vergessen, sondern eine beliebte Touristenattraktion, die in eine wundersame deutsche Geschichte eintauchen lässt. Hier sind unsere Tipps und jede Menge Infos für euren Besuch der „Ghost Town“.

Kolmannskuppe in Namibia
Kolmannskuppe in Namibia gehört zu unseren liebsten Orten im Land

Kolmannskuppe: Von Diamantenstadt zum Touristenmagnet

Mitten in der Namib-Wüste, rund zehn Kilometer von der Hafenstadt Lüderitz landeinwärts, liegt die verlassene „Geisterstadt“ Kolmannskuppe. Wo früher Diamanten abgebaut wurden, entstand zur Blütezeit eine lebendige Stadt mit jeder Menge Luxus. In der damals reichsten Stadt Afrikas lebten 700 Familien, wovon die meisten deutsche Siedler aus Deutsch-Südwestafrika waren.

Doch so schnell wie der Reichtum durch die Diamantenmine kam, verschwand er auch wieder. Nach nicht einmal 30 Jahren zog ein Großteil der Bevölkerung weiter. Was zurückblieb, waren sandige Ruinen und die unglaubliche Geschichte einer vergangenen Zeit als Diamantenhauptstadt.

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Top-Tipps

  1. Macht die Führung mit: Man sollte unbedingt an einer Führung teilnehmen. Sie ist im Eintrittspreis inbegriffen, wird auf Deutsch, Englisch und Afrikaans angeboten und dauert rund eine Stunde.
  2. Nehmt euch genug Zeit: Hetzt euch nicht. Die Häuser sind teilweise ungesichertes Terrain. Es gilt also wachsam zu sein und genau zu schauen, wo man hintritt.
  3. Schaut euch die Ausstellung im Museum an: Hier könnt ihr euch nach den Erzählungen der Führung ein echtes Bild von den beteiligten Personen machen.
Kolmannskuppe in Namibia
Gerade die Innenräume in Kolmannskuppe sind absolut einmalig

Geschichte

Im April 1908 hob Zacharias Lewala (Wikipedia), ein Arbeiter an der Eisenbahnlinie zwischen Lüderitz und Aus im heutigen Südnamibia, einen glänzenden Stein auf und zeigte ihn seinem Vorgesetzten August Stauch (Wikipedia).

Stauch war sich sicher, dass es sich bei dem Fund um einen Diamanten handeln musste. Also besorgte er sich eine Schürflizenz und legte den Stein zur Überprüfung dem staatlichen Geologen Dr. Range vor, der seine Vermutung bestätigte. Innerhalb nur weniger Monate begann der Diamantenrausch.

Von der trostlosen Wüste zum Diamantensperrgebiet

Um den Diamantenabbau zu kontrollieren, der schnell 20 % der weltweiten Diamantenförderung ausmachte, erklärte die Kolonialregierung die Gegend im September 1908 zum Sperrgebiet, wodurch der gesamte Landstrich 360 km nördlich des Flusses Oranje bis zum 26. Breitengrad und 100 km landeinwärts zur verbotenen Zone wurde und offiziell „Diamantengebiet Nr. 1“ genannt wurde. Die hier gefundenen Diamanten waren zwar klein, aber von hoher Qualität. So wurden im Jahr 1909 unglaubliche 500.000 Karat gefördert.

Provisorische Bergbaustädte wie Holstia, Charlottenfelder, Fishersbrun und Conception Bay entstanden mitten in der ältesten Wüste der Welt, der Namib-Wüste. Die Bergleute lebten hier, sie schürften tagein, tagaus, und sie starben hier – und zwar unter den harten Lebensbedingungen der kargen Wüste.

Gebäude in der ehemaligen Siedlung Kolmannskuppe
Ein typisches Gebäude in der ehemaligen Siedlung Kolmannskuppe

Die schönste aller Siedlungen: Kolmannskuppe

Die außergewöhnlichste aller Siedlungen entstand in dieser Zeit in Kolmanskop. Ein deutsches Dorf wurde aus dem Boden gestampft. Durch Holzbauten mit Wellblechverkleidung, die in Deutschland vorgefertigt wurden, entstanden erstaunlich solide Gebäude, die einen bizarren Kontrast zur trostlosen Umgebung bildeten. Der Ort Kolmannskuppe war geboren – und damit eine deutsche Siedlung im Süden Afrikas. Es gab eine Schule, ein Postamt, ein Elektrizitätswerk, ein Krankenhaus und eine Polizeistation, die für ihre Patrouille nicht selten auch Kamele einsetzte. Auch für das Wohl der Einwohner war gesorgt, mit einem Gemischtwarenladen, einer Bäckerei, einer Metzgerei und eine Limonaden- und Sodawasserfabrik.

Eine moderne Kleinstadt – am Puls der Zeit

Alles entsprach dem neusten Stand der Technik. So gab es eine Eisfabrik, die jeden Haushalt täglich mit einem kostenlosen Eisblock für die heimische Kühltruhe versorgte, um Nahrungsmittel bei der richtigen Temperatur zu lagern – dem Wüstenklima zum Trotz. Jeden Morgen kam der Eisverkäufer durch die Straßen, um die tägliche Ration Eisblöcke und kalte Getränke an die Nachbarn zu liefern. Auch für die Unterhaltung war gesorgt. Es gab eine Kegelbahn, eine Turnhalle für Sport und diverse Veranstaltungen und später sogar ein Casino.

Eisenbahn in Kolmannskuppe in Namibia
Die frühere Eisenbahn in Kolmannskuppe in Namibia
Kegelbahn in Kolmannskuppe
Auch die Kegelbahn in Kolmannskuppe ist heute noch zugänglich

Kolmannskuppe – eine der reichsten Gemeinden Afrikas

Rund 700 Familien lebten in der Stadt, darunter etwa 300 deutsche Erwachsene, 40 Kinder und 800 Ovambo-Vertragsarbeiter. Die Löhne waren gut und praktisch alles war kostenlos, einschließlich der Firmenhäuser, Milchlieferungen und anderer Nebenleistungen. Was zählte, war das große Ganze: der Diamantenrausch. Kein Wunder, dass vor allem die Berufstätigen in Kolmannskuppe prächtige Häuser hatten, darunter der Minenmanager Hans Hörlein, aber auch beispielsweise der Ingenieur und der Lehrer. Der extreme Reichtum von Kolmanskop in den 1920er-Jahren machte es zu einer der reichsten Gemeinden in ganz Afrika.

Um den Sand fernzuhalten, wurde massive Metallgitter in den Gärten rund um die Häuser gebaut und tagtäglich räumte ein Sandräumkommando die Straßen frei.

Der Niedergang der Kolmannskuppe

August Stauch, der als Entdecker des Diamantenvorkommens in der Region rund um Lüderitz galt, ahnte weitere Vorkommen weiter südlich und nutze Kolmanskuppe als Stützpunkt für diverse Schürfexpeditionen. Tatsächlich wurden im Meer nördlich der Mündung des Oranje-Flusses im Jahr 1928 riesige Diamantenvorkommen entdeckt. Eine Abwanderung setzt ein, und zwar so brachial, dass einige der ursprünglichen Holzhäuser kurzerhand abgebaut und in Oranjemund wieder aufgebaut wurden. Im legendären Kolmanskop aber wurde der Bergbaubetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg sogar gänzlich eingestellt.

Es war der Anfang vom Ende. Eines Tages blieb Kolmanskops Sandräumtrupp aus, der Eismann kam nicht, die Schulglocke läutete nicht mehr. Als die letzten Einwohner Kolmannskuppe im Jahr 1956 verließen, blieben nur die Gebäude zurück und fielen in die Hände der Natur, die sich das Areal Stück für Stück zurückholte. Bald stürzten die Metallgitter rund um die Gebäude ein und machten der Weg für die Sandberge frei, die wie Wellen in die Bauten hinein plätscherten. Die zuvor noch sorgfältig gepflegten Gärten wurden unter den Sanddünen, die sich einst über die Eisenbahnschienen von Lewala wälzten, begraben. Fenster und Türen knarrten in den Angeln, Fensterscheiben zerbarsten im Wind oder wurden durch den unbändigen Sandstrahl der Wüste milchig. Eine neue Geisterstadt war geboren.

Kolmannskoppe damals
Das ehemalige Ortsschild von Kolmannskoppe könnt ihr noch heute fotografieren
Verlassene Gebäude in Kolmanskop
Das perfekte Fotomotiv, oder?

Das Vermächtnis von August Stauch

Und der Mann, mit dem alles begann? Ironischerweise verlor August Stauch während der Depression sein gesamtes Vermögen und starb am 6. Mai 1947 in einem Krankenhaus in Eisenach (Thüringen, Deutschland) an Krebs. Sein Vermächtnis aber, die einstige Diamantenstadt im Süden von Deutsch-Südwestafrika, ist bis heute eine viel fotografierte Touristenattraktion.

Da bekanntlich aber nichts für immer ist, darf davon ausgegangen werden, dass auch die Kolmannskuppe nicht ewig Bestand haben wird. Trotz laufender Erhaltungsmaßnahmen und einer jährlichen Begrenzung der Touristenzahl gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass der Verfall der Anlage im letzten Jahrzehnt immer weiter fortgeschritten ist.

Bis zur Auslöschung von Kolmannskuppe aber, erinnern uns die surrealen Ruinen als melancholisches Monument an einen bizarren Aufschwung und die Überbleibsel der einstigen Diamantenstadt an eine Geschichte, die bald ein für alle Mal unter dem sich bewegenden Sand verschwinden wird.

Namensherkunft: Woher stammt der Name Kolmanskuppe?

Der Name der Kolmanskuppe (auch Kolmanskoppe oder auf Afrikaans Kolmanskop genannt) soll auf den Transportfahrer Johnny Kolman zurückgehen. Dieser transportierte Waren von Keetmanshoop in die 340 Kilometer entfernte Lüderitzbucht und machte für sich und seine Ochsen eine Verschnaufpause in einer niedrig gelegenen Gneiskuppe. Genau dort geriet der Ochsenwagen 1905 in einen schweren Sandsturm. Während Kolman gerettet werden konnte, flohen seine Ochsen und auch der Wagen blieb verlassen zurück. Seither war der Ort als Kolmanskuppe bekannt.

Innenraum in Kolmanskop
In den Innenräumen von Kolmannskuppe findet ihr heute noch altes Mobiliar

Kritik

Auch heute noch mag Kolmannskuppe ein besonderer Ort sein. Seine Aura ist mystisch und seine Geschichte geradezu magisch nostalgisch. Und doch wohnt gerade der Historie der heutigen Sehenswürdigkeit eine Tragik und eine Ungerechtigkeit inne, über die gerne hinweggesehen wird.

Denn trotz des Reichtums der 300 Deutschen hatten die 800 Oshiwambo-Arbeiter keinen Anteil am schönen Leben. Die Kolonialregierung, die einen Völkermord an den Herero im Osten Namibias inszenierte, war offensichtlich nicht daran interessiert, das schnell verdiente Geld mit den Ureinwohnern der Region zu teilen. Über Zacharias Lewala, der für seinen Erstfund nicht belohnt wurde und keinen Anteil am späteren Reichtum hatte, ist so gut wie nichts bekannt. August Stauch aber wurde zum wohlhabenden Diamantenkönig – wenn auch nicht für immer.

Dennoch ist Kolmannskuppe heute weder eine Geisterstadt, noch ein Lost Place. Stattdessen kommt der Ort mit einem unternehmerischen Vorhaben daher: ihn als Touristenmagnet zu etablieren. Während viele Gebäude noch immer der Natur überlassen sind (und trotz Einsturzgefahr auf eigenes Risiko zugänglich), präsentieren sich andere als aufgeräumte Besichtigungs-Häuser und wirken gerade so, als hätte bis gestern noch jemand darin gewohnt.

Kolmannskuppe ist längst zum Museum geworden. Das ist für den Erhalt der Historie und des Ortes an sich auch wünschenswert. Dass die koloniale Geschichte in der offiziellen Vermarktung jedoch untergeht und sich Fernsehcrews, Fashion-Scouts und Blogger lediglich um den bizarren Charme der „Ghost Town“ interessieren, ist die traurige Kehrseite der Medaille.

Leere Gebäude in Kolmannskuppe in Namibia
Ein typisches Gebäude in Kolmannskuppe, Namibia

Führungen & Eintrittspreise

Für den Zutritt zu Kolmanskuppe ist eine Genehmigung erforderlich, die man entweder am Eingangstor oder in den Büros von „Lüderitz Safari and Tours“ (Website) in Lüderitz kaufen kann. Es reicht aber vollkommen aus, die Eintrittskarten direkt beim Besuch zu kaufen.

Tickets

Eintritt für Erwachsene: Diese Eintrittskarte ermöglicht den Zugang zu Kolmanskuppe von 9:00 bis 13:00 Uhr und beinhaltet eine geführte Tour, die um 09:30 oder 11:00 Uhr (Mo-Sa) oder sonntags um 10:00 Uhr beginnt. Die etwa einstündige Führung ist nicht obligatorisch, es lohnt sich aber sehr, sich ihr anzuschließen. Nach dem Ende der einstündigen Führung darf man die Gebäude auf eigene Faust erkunden und darf auch Fotos machen.
Diese Eintrittskarte kostet 100 NAD.

Eintritt für Kinder: Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Tickets für Kinder von 6 bis 14 Jahren kosten 20 NAD.

Fotoerlaubnis: Diese Erlaubnis ist für Besucher gedacht, die während des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs fotografieren wollen, der besten Zeit zum Fotografieren in der Stadt. Eine geführte Tour ist ebenfalls inbegriffen und dieses Ticket kostet *N300. Wer sich mit den Fotos im Tageslicht zufriedengibt, fährt mit dem normalen Ticket für Erwachsene aber auch gut.

Sondergenehmigungen: Weitere Genehmigungen und Preise sind auf Anfrage erhältlich. Zusätzliche Besichtigungszeiten sind für 08:00, 08:30, 14:00 und 15:00 Uhr verfügbar und müssen im Voraus vereinbart werden.

Ghost Town in Namibia
Kolmannskuppe – eine echte Geisterstadt

Besuch

Im Jahr 2002 erhielt ein lokales Privatunternehmen namens „Ghost Town Tours“ die Konzession, Kolmannskuppe als Touristenattraktion zu betreiben. Heute besuchen jedes Jahr bis zu 35 000 Touristen die Stätte und bringen der nahe gelegenen Küstenstadt Lüderitz Geld ein.

Man sollte für den Besuch von Kolmannskuppe gut vorbereitet sein, schließlich befindet man sich hier mitten in der Wüste, wo es sehr heiß werden kann. Hier ist unsere kleine Packliste für euren Besuch.

  • Sonnenschutz: Da man die meiste Zeit im Freien verbringen und von Gebäude zu Gebäude gehen wird, sollte man eine Kopfbedeckung, Sonnencreme und eine Sonnenbrille mitbringen. Durch die Reflexion des Sonnenlichts auf dem Sand ist man den UV-Strahlen auch indirekt ausgesetzt.
  • Bequeme Schuhe: Ebenfalls empfehlenswert sind feste Schuhe, die aber auch bequem sein sollten. Flip-Flops und Sandalen sind nicht zu empfehlen, da man lieber festen Tritt hat und der Sand in der Mittagszeit auch brennend heiß werden kann.
  • Wasser: Da man durchschnittlich 2-3 Stunden auf dem Gelände verbringt, solle man genug Wasser dabei haben. Vor Ort gibt es einen Souvenirladen und ein Café, in dem man Wasser, Soft Drinks und Snacks kaufen kann.
  • Kamera: Kolmannskoppe ist eine wahre Fundgrube für Fotografen. Dabei sollte man seine Ausrüstung jederzeit vor dem Sand schützen. Ein Weitwinkelobjektiv ist von Vorteil, um gerade in den Räumen die gesamte Szenerie festzuhalten.
Anreise nach Kolmannskuppe
Ob der Strom wohl noch funktioniert?

Anreise

Kolmanskuppe liegt direkt an der B4, etwa 15 Autominuten von der kleinen Küstenstadt Lüderitz entfernt.

Öffnungszeiten

Kolmanskuppe ist von 9 Uhr morgens bis um 13 Uhr offen für Besucher, danach wird es meist zu windig und zu heiß. Es gibt aber Sonderregelungen und Ausnahmefälle (siehe „Führungen & Eintrittspreise“)

Inspiration

Nicht nur viele TV-Dokumentationen drehen sich um den Mythos der Kolmannskuppe, auch galt der Ort vielen als Inspiration und als Kulisse für künstlerische Projekte. So war Kolmanskop das Motiv für die Fotoserie von Neil Krug (Website), die für das Albumcover des 2020 erschienenen Albums The Slow Rush (Amazon) der australischen Psychedelic-Rock-Band Tame Impala (Link) verwendet wurde.

Auch in einer von Filmen war die Kolmannskuppe zu sehen, darunter Dust Devil (Amazon) von 1993 und The King Is Alive (Amazon) aus dem Jahr 2000.

Literatur

 

Noch Fragen zur Kolmannskuppe?

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