Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara
Was sind die besten Sehenswürdigkeiten in Timișoara? Die größte Stadt Westrumäniens und Kulturhauptstadt Europas 2023 lockt mit glänzenden Jugendstilgebäuden, großen Grünflächen und gastfreundlichen Einheimischen. Diese Highlights sollte man nicht verpassen.
Timișoara, die größte Stadt Westrumäniens, ist die Kulturhauptstadt Europas 2023 – und damit gerade in diesem Jahr ein lohnenswertes Reiseziel. Mit ihren glänzenden Jugendstilgebäuden, den vielen Grünflächen und den gastfreundlichen Einheimischen ist sie ein idealer Ort für eine Städtereise. Doch was sind die besten Sehenswürdigkeiten in Timișoara, die man bei einem Besuch nicht verpassen sollte?
Timișoara Sehenswürdigkeiten
Die Stadt Timișoara (deutsch Temeswar, veraltet auch Temeschwar oder Temeschburg) liegt im heutigen Rumänien und entstand um das Castrum Regium Themes (Castri de Thymes), eine alte römische Kreuzungsfestung. Obwohl von Sümpfen umgeben, wurde Temeswar 1241 von den Tataren eingenommen und teilweise zerstört. Im Jahr 1552 eroberten die türkischen Armeen Temeswar und behielten die Stadt bis 1716 unter ihrer Herrschaft, als die Region Banat unter österreichische Herrschaft kam. Kurz nachdem das Habsburger Reich die Region Banat von den Osmanen übernommen hatte, ließ der neue Gouverneur des Banats, General Mercy, eine heptagrammförmige Bastion mit starken Mauern, Türmen und Toren errichten. In den frühen 1720er-Jahren siedeln sich zahlreiche schwäbische Einwanderer in Temeswar an. Die Schwaben – geschickte Handwerker aus Schwaben, Süddeutschland – halfen dabei, Temeswar in eine bedeutende Handels- und Produktionsstadt zu verwandeln. Österreicher, Deutsche, Juden, Serben und Ungarn hinterließen in den zwei Jahrhunderten der österreichischen Herrschaft in Temeswar ihre Spuren.
Das Klein-Wien Europas
Der Charme der am Fluss Bega gelegenen Stadt Timisoara liegt in ihrem ausgeprägten architektonischen Charakter, den großzügigen Grünflächen und dem pulsierenden kulturellen Leben. Temeswar wird oft als „Klein-Wien“ bezeichnet und beherbergt das ganze Jahr über Musik- und Theateraufführungen, Kunstgalerien, Museen und ein pulsierendes Nachtleben. Timisoara ist ein fortschrittlicher, kosmopolitischer Ort und war die erste Stadt in Europa und nach New York die zweite in der Welt, die ihre Straßen mit Strom beleuchtete.
Dank des milden Klimas gibt es in Temeswar viele öffentliche Plätze und üppige grüne Rückzugsgebiete. Die Stadt lässt sich leicht zu Fuß erkunden. Für diejenigen, die lieber etwas schneller unterwegs sind, ist die Straßenbahn eine gute Option; das öffentliche Verkehrssystem von Temeswar ist schnell, häufig und effizient.
Temeswar ist reich an Kirchen verschiedener Konfessionen, einem jüdischen Viertel, einem eleganten Barockplatz und einer Fußgängerzone in der Innenstadt. Einige der Denkmäler im Herzen der Stadt bieten einen herrlichen Panoramablick, während die vielen Parks in der „Stadt der Blumen“ einen idyllischen Ort für eine Pause vom Sightseeing bieten.
Die Fülle an sezessionistischer Architektur gab Temeswar den treffenden Beinamen „Klein-Wien“. Der Sezessionismus entwickelte sich in der Stadt in zwei verschiedenen architektonischen Phasen. Die erste Phase, die bis 1908 andauerte, war durch geschwungene Linien und florale Verzierungen gekennzeichnet. In der zweiten Phase, die bis zum Ersten Weltkrieg andauerte, entstanden einfachere, größere Gebäude mit geometrischen Formen. Der Sezessionismus in Rumänien war ein wichtiges Bindeglied zwischen dem byzantinischen Stil und der späteren modernistischen Architektur.
Vom Piata Libertatii zum Piata Unirii und Piata Victoriei
In Temeswar gibt es sechs weitläufige öffentliche Plätze, die von monumentalen Gebäuden umgeben sind. Drei von ihnen, Piata Libertatii, Piata Unirii und Piata Victoriei, befinden sich im historischen Zentrum (Stadtteil Cetate), während die anderen drei Plätze in den wichtigsten Stadtvierteln zu finden sind: Elisabetin (Piata Balcescu), Fabric (Piata Traian) und Iosefin (Piata Maria). Die meisten Sehenswürdigkeiten in Timișoara sind rund um diese Plätze zu finden.
Karte
Für eine Übersicht der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara haben wir die hier aufgeführten Highlights in eine praktische Karte gepackt. Tipp: Speichert sie euch direkt für eure Reise ab, dann habt ihr sie vor Ort immer dabei.
Domplatz und Umgebung
Nicht zu Unrecht wird Temeswar als Klein-Wien bezeichnet. Es gibt rund 15.000 historische Gebäude, insbesondere in den Altstadtquartieren Innere Stadt, Fabrikstadt, Elisabeth- und Josephstadt, darunter viele aus der Habsburger Kaiserzeit. Die Gebäude in Schönbrunner Gelb und anderen Pastellfarben säumen pittoreske Plätze und Straßen und bilden ein Ensemble mit unverwechselbarer Identität. Leider befinden sich viele Gebäude in überwiegend schlechtem, erneuerungsbedürftigen Zustand. Sie sind gefährdet, auch aufgrund unsachgemäßer Reparaturen. Ihr Erhalt und die damit verbundene Sicherung des baukulturellen Erbes stellt eine zentrale Herausforderung für die Stadtverwaltung dar. Für das Kulturhauptstadt-Jahr 2023 wurden viele Gebäude der Innenstadt instandgesetzt und saniert. Schon der Architektur wegen lohnt sich die Besichtigung der Stadt. In Rahmen dieses Artikels kann nur auf wenige, ausgewählte Bauten näher eingegangen werden. Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara rund um den Domplatz stellen wir euch genauer vor.
Domplatz
Hervorzuheben ist zunächst der Domplatz (rum. Piața Domului, ung. Dóm-tér), mit seiner Sezessionsarchitektur. Der Name geht auf einen Beschluss der Volksversammlung der Banater im Jahr 1919 zurück. Inzwischen heißt der Platz offiziell Piața Unirii (Platz der Vereinigung). Im Zentrum befinden sich die Dreifaltigkeitssäule und ein über 400 m tiefer Artesischer Brunnen, aus dem leicht schwefelhaltiges Thermalwasser sprudelt. Den Platz umsäumen zahlreiche Baudenkmäler, wie der Römisch-katholische Dom auf der Ostseite des Platzes, die Serbisch-orthodoxe Kathedrale mit dem serbischen Bischofspalais auf der Westseite, der Barockpalast sowie die Häuser Brück und Emmer.
Dom zum Heiligen Georg
Der barocke Dom zum Heiligen Georg (rum. Catedrala Sfântul Gheorghe, ung. Szent György Római Katolikus Székesegyház) zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara. Er ist einer jener Orte, an dem der multikulturelle Geist Temeswars spürbar ist. Messen finden in Latein, Deutsch, Ungarisch und Rumänisch statt. Er hat einen Grundriss in Form eines Doppelkreuzes und ist 55 Meter lang und 22 Meter breit. Die Türme sind 35,5 Meter hoch. Das Gotteshaus steht heute unter Denkmalschutz.
Nach dem Sieg des ungarischen Königs Stephan I. im Jahr 1030 über den rumänische Wojewoden Achtum, wurde dessen Maroschburg in Chanad (später „Csanád“, dt. „Tschanad“) umbenannt. Gleichzeitig richtete Stefan das Bistum Csanád ein. Bis 1552 hatte die alte Diözese dort ihren Sitz. Unter osmanischer Besatzung lag der Katholizismus anschließend für lange Zeit auf Eis. Erst 1710, als Szegedin von den Osmanen befreit war, wurde der Bischofssitz dorthin verlegt. Kaiser Karl VI. gelobte, den Bischofssitz nach Temeswar zu verlegen und dort eine Kathedrale zu bauen, sollte es ihm gelingen, das ganze Banat vom Türkenjoch zu befreien. 1732 war es so weit. Der Bischofssitz wurde nach Temeswar verlegt. Am 6. August 1736 wurde der Grundstein von Bischof Adalbert von Falkenstein gelegt.
Wegen der Pest, der Türkenkriege und eines Erdbebens wurden zeitweise die Bautätigkeiten eingestellt. 1740 wurde weitergebaut und zu Mariä Geburt am 08.09.1754 wurde im halb fertigen Dom die erste Heilige Messe zelebriert. Erst 1763 war der Bau vollendet und 1774 war auch die Innenausstattung abgeschlossen – 38 Jahre nach der Grundsteinlegung.
Unterstützung vom Wiener Hofarchitekten
Der Bau wurde federführend vom Wiener Hofarchitekten Joseph Emanuel Fischer von Erlach geplant, der auch die Hofburg in Wien baute. Er war Architekt des Barock und Rokoko. Und das sieht man dem unter Denkmalschutz stehenden Dom an. Die beiden Türme an der Westfassade wurden nicht allzu hoch gebaut (35,5 m), um kein Ziel feindlicher Kanonen zu werden. Im Inneren zeigt das Bild des Hochaltars das 1754 geschaffene Bild des Namenspatrons, des Heiligen Georg. Es ist ein Werk von Michael Angelo Unterberger, dem damaligen Direktor der Wiener Kunstakademie. Die Gemälde der Nebenaltäre stammen vom Wiener Maler Johann Nepomuk Schöpf (1772). Unter den Nebenaltären ist auch der Altar des Heiligen Johannes von Nepomuk, des Banater Schutzpatrons.
Die jetzige Orgel wurde vom Temeswarer Orgelbauer Carl Leopold Wegenstein gebaut und zur Neuweihung des Doms 2023 gereinigt und renoviert. Von den sieben Glocken in beiden Türmen stammt die älteste von 1762. Sie wurde in Buda gegossen. Alle anderen sind neueren Datums oder wurden in neuerer Zeit ersetzt. Die wertvollsten Gegenstände (Monstranz, Kelch, Lampe für das „Ewige Licht“,…) wurden 1754 von Wiener Goldschmieden geschaffen. Aus dem gleichen Jahr stammt die Cathedra, der Bischofsstuhl. In der Krypta sind u.a. auch die Bischöfe Augustin Pacha und Sebastian Kräuter beerdigt. Der Dom hat sieben Glocken, wovon die größere Bischofsglocke 1763 von Josef Steinstock in Buda gegossen wurde.
1923, also vor gut 100 Jahren, wurde auf dem Domplatz das 200. Jubiläum des Beginns der Ansiedlung der Banater Schwaben festlich gefeiert. Vor mehr als 70.000 Menschen predigte der damalige apostolische Administrator, Domherr Augustin Pacha, in Banat-schwäbischer Mundart.
Zwischen 2019 und 2023 wurde der Dom mit ca. 4,4 Millionen Euro saniert und renoviert. Am 22. April 2023 fand eine erneute Weihe unter großer Teilnahme religiöser und weltlicher Honoratioren statt. Finanziert wurde die millionenschwere Renovierung wesentlich von der EU, mit dem Ziel ihn in einen nationalen und internationalen Tourismuskreislauf einzubinden.
Adresse
Piața Unirii 12, Timișoara, Rumänien
Dreifaltigkeitssäule
Die Dreifaltigkeitssäule (auch Pestsäule, rum. Monumentul Sfintei Treimi) auf dem Domplatz gehört zu den wichtigen historischen Sehenswürdigkeiten in Timișoara. Sie erinnert an die Pestepidemie, die ab 1737 in der Stadt wütete. Diese nahm bedrohliche Ausmaße an, sodass zwischen den Jahren 1738 und 1740 allein in der Festung Temeswar von den sechstausend Einwohnern über eintausend der Pest zum Opfer gefallen sind. Nachdem die Pest erloschen war, fasste der Temeswarer Administrations- und Hofkammerrat Johann Anton Deschan von Hansen den Entschluss eine Pestsäule in Temeswar errichten zu lassen. Bestellt und in sechs Monaten in Wien gefertigt, wurde die Säule per Schiff über die Donau – Theiss – Bega ins Banat gebracht. Am 21. November 1740 wurde sie eingeweiht, stand aber an anderer Stelle. Erst 1753 wurde sie auf dem eben fertig gewordenen Domplatz aufgestellt.
Die Hauptleiden der Banater Bevölkerung
Der Sockel beschreibt ein gleichseitiges Dreieck. Er trägt den zentralen Pfeiler mit ionischem Kapitell und der Dreifaltigkeitsgruppe. Die drei Seiten des Sockels zeigen die Hauptleiden der Banater Bevölkerung: Krieg, Pest und Hungersnot. Auf den Risaliten (=Eckvorsprüngen) des Sockels stehen die drei Pestpatrone: der Heilige Sebastian (mit Pfeilen durchbohrt), der Heilige Rochus (mit Pilgermuschel auf der Brust, Wanderstab, Hund und Pestbeule an seinem Bein) und der Heilige Borromäus (mit breitem Kardinalshut). Darüber ist der Heilige Nepomuk und die Heilige Rosalia und auf der anderen Seite stehen David (mit der Harfe) und die Heilige Barbara (Schutzpatronin der Bergleute). Die Säule gipfelt in der Heiligen Dreifaltigkeit mit gekrönter Maria und dem goldenen Strahlenkranz des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube.
Adresse
Piața Unirii, Timișoara, Rumänien
Öffnungszeiten
Rund um die Uhr geöffnet
Ágoston-Galgon-Haus
Das Ágoston-Galgon-Haus befindet sich an der Ecke zwischen der Florimund-Mercy-Straße und der Eugen-von-Savoyen-Straße. Es wurde 1912 von den Architekten Henrik Telkes und Jenö Klein für den Bauholz- und Lebensmittelhändler Ágoston Galgon umgebaut. Ein Vorgängerbau bestand schon fast 300 Jahre. Um 1840 war das Haus berühmt für sein Gästehaus „Zum Schwarzen Hahn“ im Erdgeschoss, 1845 gab es den Weinkeller „Zur Schwarzen Katze“. Heute ist im Erdgeschoss ein Lebensmittelladen. Auch hier sind wieder verspielte Fassadenelemente, Farbgebung, geschwungene Dachformen typisch für den Secessionsstil.
Öffnungszeiten
Mo-Fr 08:00-16:00 Uhr, Sa 08:00-13:00 Uhr
Adresse
Piața Unirii 2, Timișoara, Rumänien
Serbisch-orthodoxe Kathedrale
An der gegenüberliegenden Westseite des Domplatzes ist die Serbisch-orthodoxe Kathedrale (auch Christi-Himmelfahrts-Kathedrale, rum. Catedrala episcopală ortodoxă sârbă) und links daneben der dazu gehörende serbisch-orthodoxe Bischofssitz. Die Kirche wurde zwischen 1745 und 1748 gebaut und verdankt ihre Existenz der toleranten Politik der österreichischen Verwaltung des Banats. Man baute nach orthodoxem Kanon, mit dem Altarraum im Osten, weswegen die Fassade vom Hauptplatz abgewandt in Richtung einer Seitengasse (Strada Ungureanu) blickt. 1790 wurde die beiden Türme fertiggestellt. Der Kirchenbau folgt dem Banater Prototyp einer Saalkirche mit dicken Mauern und einer Pilastergliederung an der Fassade und im Innenraum. Im Inneren befindet sich ein Christusgrab mit einer prächtigen Holzkonstruktion mit barocken Elementen – eine Neuerung gegenüber der bisherigen Dominanz des Byzantinischen in orthodoxen Kirchen.
Adresse
Strada Vasile Alecsandri, Timișoara, Rumänien
Barockpalast (Muzeul Național de Artă Timișoara)
Der Barockpalast (Komitatshaus, Palatul Baroc, Prefectura Veche) wurde zwischen 1752 und 1754 als Komitatshaus, also als Regierungsgebäude, nach Plänen des österreichischen Architekten Franz Anton Hillebrandt im Barockstil errichtet. Heute befindet sich in diesem Bau das Kunstmuseum „Muzeul Național de Artă Timișoara“.
In den neugestalteten Räumen wurden parallel zu den Dauerausstellungen gleich zu Beginn des Kulturhauptstadtjahres zwei herausragende temporäre Ausstellungen geboten: „Paul Neagu. Eine Retrospektive“ und „Victor Brauner: Erfindungen und Magie“. Der Besucherandrang war riesig. In nur einem Monat wurden mehr als 12.000 Besucher registriert – mehr, als sonst in einem Jahr. Im Herbst wird es neben einer Constantin-Brâncuși-Ausstellung auch eine Ausstellung des in Temeswar geborenen deutschen Bildhauers Ingo Gerhardt Glass geben. Der Besucherandrang wird dann wohl auch riesig sein.
Öffnungszeiten
01.10.-30.04.: Mi-So 10:00-18:00 (letzter Einlass um 17:30 Uhr)
01.05.-30.09.: 13:00-21:00 Uhr (letzter Einlass um 20:30 Uhr)
Adresse
Piața Unirii 1, Timișoara 300085, Rumänien
Website
Salomon-Brück-Haus
Zu den Sehenswürdigkeiten in Timișoara rund um den Domplatz zählt auch das Salomon-Brück-Haus, das im typischen Wiener Jugendstil erbaut ist. 1911 ersetzte das Haus ein älteres Gebäude an dieser Stelle. Architekt war László Székely. Fassade, Farbgebung, Dachgestaltung und Ornamente sind typisch für die Wiener Secession. Schon im Haus, das vorher hier stand, befand sich seit 1898 im Erdgeschoss die Apotheke „Goldenes Kreuz“. Sie wurde in das Brück-Haus übernommen und existiert noch heute.
Deschan-Palais
Das Deschan-Palais (rum. Palatul Deschan) oder Scherter-Haus ist ein denkmalgeschütztes Haus am „Bulevardul Revoluției din 1989“, gegenüber dem Shopping-Center „Magazinul Bega“. Es wurde 1735 in klassizistischen Stil für den Temeswarer Administrations- und Hofkammerrat Johann Anton Deschan von Hansen (Wikipedia) erbaut und darf in einer Aufzählung der besten Sehenswürdigkeiten in Timișoara nicht fehlen.
Deschan war einer der verdienstvollsten Persönlichkeiten des Banat. Er wurde als Johann Anton De Jean 1686 im lothringischen Montcassel geboren. Sein Vater war Franzose, seine Mutter war die Tochter eines hohen siebenbürgischen Beamten aus Karlsburg (Alba Julia). De Jean nahm als Rittmeister u.a. 1716 an der Belagerung Temeswars unter Prinz Eugen teil. Nach 1718 quittierte er seinen Militärdienst und wurde Beamter im Dienste der unter dem Gouverneur Graf Mercy stehenden Banater Landesadministration. Als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Mitarbeiter von Graf Mercy wurde er am 1728 in den Adelsstand mit dem Adelsprädikat „von Hansen“ erhoben. Er änderte den Namen in „Deschan.“
1803 wurde das Gebäude von Josef Deschan von Hansen verkauft und wechselte mehrmals den Eigentümer, bis es in den Besitz des Eisenwarenhändlers Otto Scherter gelangte. Dieser wurde von den Kommunisten enteignet und musste 1951 mit Frau und Kindern das Haus verlassen. Sie wurden in eine Kellerwohnung in der Temeswarer Josefstadt zwangsumgesiedelt. Das Palais wurde nach der Revolution einer umfangreichen Sanierung unterzogen und renoviert. Seither sind Büros und Anwaltskanzleien dort untergebracht.
Adresse
Strada Francesco Griselini, Timișoara, Rumänien
Piața Libertății
Spaziert man von der Piața Unirii (Domplatz) in Richtung Piața Victoriei (Siegesplatz), kommt man über die Strada Vasile Alecsandri zunächst zur Piața Libertății (Friedensplatz). Die Piața Libertății (heute Freiheitsplatz, früher erst Paradeplatz, dann Prinz-Eugen-Platz) erhielt ihren ersten Namen als Temeswar Garnisonsstadt der Habsburger war. Hier hielten sie Militärparaden ab. Nach der Teilung des Banats – und damit der „Befreiung“ von Ungarn. 1920 erhielt der Platz seinen heutigen Namen. Auf der Suche nach den besten Sehenswürdigkeiten in Timișoara sollte man sich auch hier einmal genauer umschauen.
Altes Rathaus
Auf der Nordseite des Platzes ist der repräsentative Bau des ehemaligen Rathauses. Am 24. Dezember 1731 wurde der Grundstein für das „Deutsche Rathaus“ gelegt, das am 15. Februar 1735 eingeweiht wurde. Später hat sich die Bezeichnung Altes Rathaus (rum. Primăria Veche) durchgesetzt. Heute ist hier die Musik- und Theater-Fakultät untergebracht.
Adresse
Altes Rathaus, Strada Vasile Alecsandri nr. 1, Timișoara 300078, Rumänien
Sandsteinstatue des Heiligen Nepomuk und der Maria
Ein eher unauffälliges Highlight unter den Sehenswürdigkeiten in Timișoara ist die Sandsteinstatue des Heiligen Nepomuk und der Maria vor dem Alten Rathaus. Sie wurde 1734 in Wien gefertigt und – ebenso wie die Pestsäule auf dem Domplatz – auf dem Wasserweg über die Donau-Theiß-Bega nach Temeswar gebracht.
Alter Laden, ehemaliges Militärkasino & Militärmuseum
Nur einige Meter vom Alten Rathaus entfernt, auf der Ostseite des Friedensplatzes, wurden im selben Zeitraum der „Alte Laden“ erbaut. Auch dieses Gebäude ist heute noch in gutem Zustand erhalten. Auf der Westseite befindet sich das ehemalige Militärkasino, heute das Befehlszentrum der Militärgarnison (rum. Casa Armatei) der Stadt. Gegenüber des Alten Rathauses ist das Militärmuseum (rum. Muzeul Militar). Vor dem Gebäude befinden sich zwei alte Fichten, die im Jahre 1923 zur Erinnerung an den Anschluss des Banats an Rumänien gepflanzt wurden.
Piața Victoriei (Siegesplatz)
Verlässt man auf der Südseite den Friedensplatz, gelangt man durch die enge Strada Alba Iulia zur Oper und zur Piața Victoriei (Siegesplatz). Neben der Piața Unirii (Domplatz), gehört das eigentliche Stadtzentrum zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten in Timișoara. Hier sind die flankierenden Gebäude mindestens 100 Jahre jünger als jene des Domplatzes.
Benannt nach der in Temeswar begonnenen Dezember-Revolution 1989 heißt das heutige Stadtzentrum Piața Victoriei (Siegesplatz). Es erstreckt sich zwischen Oper und der rumänisch-orthodoxen Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen (rum. Catedrala Ortodoxă).
Palais Lloyd
Bis 1989 war es der Opernplatz (Piața Operei), oft auch Lloyd-Zeile genannt, nach dem Palais Lloyd gegenüber der Oper. Dieses denkmalgeschützte Jugendstilpalais wurde 1910/12 nach Plänen des Architekten Leopold (Lipót) Baumhorn (Wikipedia) erbaut und ist heute Sitz des Rektorats der Polytechnischen Universität.
Öffnungszeiten
Mi-Fr 08:00-00:00 Uhr, Sa & So 10:00-00:00
Adresse
Piața Victoriei 2, Timișoara 300006, Rumänien
Website
Korso
Hier beginnt die bekannteste Flaniermeile der Stadt: der Korso (rum. Corso, ung, Korzó): Er besteht aus einem breiten Boulevard mit vielen Geschäften und Straßencafés in den zahlreichen großbürgerlichen, Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Wohnpalästen. Fast alle diese eindrucksvollen Bauten wurden nach Plänen des leitenden Architekten der Stadt, László Székely, im Baustil des Barock und des Jugendstils errichtet. Der ungarische Architekt Székely arbeitete annähernd zwei Jahrzehnte in der Stadt, in der er 1934 auch verstarb. Im Laufe seiner Karriere entwarf und erbaute er eine Reihe vieler bekannter Fabriken, Villen und Wohnhäuser in Temeswar. All seine Gebäude sind inzwischen denkmalgeschützt und manche wegen unklarer Besitzverhältnisse leider nicht restauriert. So auch sein erstes Projekt von 1903, der Städtische Schlachthof (Abatorul comunal) in der Elisabethstadt.
Cafés, Restaurants und Galerien
Am Palais Lloyd schließen sich das Neuhausz-Palais (1912), der Dauerbach-Palast (1911/13) und das Palais Hilt & Vogel an – allesamt eindrucksvolle, symmetrische Gebäude, in deren Parterre Cafés, Restaurants und Galerien sind. Am Ende dieser Zeile ist das Palais Széchényi. Die Széchényi Aktiengesellschaft ließ das Gebäude zwischen 1900 und 1914 nach den Plänen von Székely bauen. Hier waren viele Geschäfts- und Büroräume untergebracht. Zwischen 1960 und 1990 war im Parterre ein beliebtes Selbstbedienungsrestaurant („Express“). Heute besteht das Parterre wieder aus einer Reihe von Geschäftsräumen, darunter die beliebte Konditorei „Violeta“ und eine Kunstgalerie. Links gegenüber der Oper und gegenüber des Neuhausz-Palais ist das riesige Palais Löffler (1912/13).
Kapitolinische Wölfin
Auf der Piața Victoriei steht ein weiteres Highlight unter den Sehenswürdigkeiten in Timișoara und gleichzeitig eines der Wahrzeichen der Stadt: die Bronzefigur der denkmalgeschützten Kapitolinischen Wölfin (rum. Lupoaica Capitolină). Die Figur, eine exakte Nachbildung der Wölfin vom römischen Kapitol, ist ein Geschenk Roms an Temeswar im Jahr 1926. Ähnliche Statuen stehen auch in Bukarest und Klausenburg, Kopien davon gibt es in weiteren Städten Rumäniens, z.B. in Sathmar, Schäßburg und Kronstadt. Sie symbolisieren die Verbundenheit Rumäniens mit Italien aufgrund gemeinsamer romanischer Wurzeln. In der Nähe liegt auch der 1957 errichtete Fischbrunnen, der 2022 (farbenfroh) saniert wurde.
Öffnungszeiten
Rund um die Uhr zugänglich
Adresse
Piața Victoriei, Timișoara, Rumänien
Skulptur „Crucifixion“
Die Skulptur „Crucifixion“ (dt. „Kreuzigung“, rum. „răstignire“ oder „crucificarea“) vor der rumänisch-orthodoxen Kathedrale stammt vom berühmten britisch-rumänischen Künstler Paul Neagu (Website). Das gebrochene Kreuz erinnert an die Opfer der Temeswarer Revolution von 1989. Aufgestellt wurde die Skulptur 1996.
Paul Neagu, 1938-2004, in Temeswar aufgewachsen und seit 1977 britischer Staatsbürger, gilt als der nach Constantin Brâncuși bedeutendste rumänische bildende Künstler. Seit dem 16.12.2022 und bis zum 15.04.2023 ist im Rahmen des Programms der Europäischen Kulturhauptstadt eine Retrospektive Paul Neagu im Kunstmuseum Temeswar (Barockpalast/Domplatz) zu sehen. Dies in Kooperation mit dem Vaduzer Kunstmuseum Liechtenstein und der Grazer Neuen Galerie.
Öffnungszeiten
Rund um die Uhr zugänglich
Adresse
Piața Victoriei 7, Timișoara, Rumänien
Hunyadi-Kastell (Banater Museum)
Das mittelalterlichen Hunyadi-Kastell wurde zwischen den Jahren 1307 und 1315 als Wohnsitz für König Karl Robert von Anjou von italienischen Handwerkern errichtet. Es war mehrfach zerstört und wurde immer wieder aufgebaut. Das Schloss, das römische und gotische Architekturelemente aufweist, war erst königliche Wohnung, dann Kaserne und militärisches Lagerhaus. Seit 1946 beherbergt es das 1872 gegründete Banater Museums („Muzeul Banatului“). Es befindet sich links, schräg gegenüber der Oper, zwischen der Piața Victoriei und der Piața Huniade. Das Museum beherbergt Geschichts- und Naturkunde-Abteilungen, ist aber leider seit Jahrzehnten geschlossen.
Adresse
Parcul Castelului, Piața Iancu Huniade 1, Timișoara, Rumänien
Nationaltheater und Opernhaus
Von großer Bedeutung für die Stadt ist das Nationaltheater „Mihai Eminescu“ und Rumänische Oper (rum: Teatrul Național și Opera Română), kurz die Oper. Sie ist aus einer Liste der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara nicht wegzudenken.
Ursprünglich im Renaissancestil zwischen 1871 und 1875 vom österreichischen Architektenatelier Helmer & Fellner als Franz-Joseph-Theater (ung. Ferenc József szinház) erbaut, ist das Haus bis heute ein Wahrzeichen der Stadt. Nach mehreren Bränden erfolgte 1936 der Neubau des großen Saals und die Errichtung der heutigen Neo-Brâncoveanu-Fassade im neobyzantinischen Stil. Die Temeswarer Staatsoper eröffnete ihre erste Spielzeit mit Giuseppe Verdis „Aida“ am 27. April 1947. Im Jahr 2022 wurde sie mit dem Exzellenzpreis für die Jubiläumsaufführung von „Aida 75“ in der Kategorie „Jubiläumsveranstaltung des Jahres 2022“ ausgezeichnet (ADZ).
Der ursprünglich anvisierte Rückbau der Fassade erfolgte nicht, da die jetzige seit der 1989er-Revolution historische Bedeutung für die Stadt hat. Oper und Opernplatz sind eng verbunden mit der Dezemberrevolution von 1989. Am 19. Dezember gegen 14 Uhr wurde vom Balkon der Oper die Gründung der Rumänischen Demokratischen Front („Frontul Democratic Român“) als revolutionäre politische Organisation bekannt gegeben. Sie erklärte Temeswar zur ersten freien Stadt Rumäniens. Es wurde eine Proklamation verfasst, in der der Regierung ein Dialog über die Demokratisierung des Landes angeboten wurde. Die wesentlichen Forderungen: freie Wahlen, Einhaltung der Menschenrechte, Presse- und Demonstrationsfreiheit, Freilassung der politischen Häftlinge. Als Bedingung für die Aufnahme von Verhandlungen wurde der Rücktritt Ceauşescus verlangt. Diese Proklamation wurde am nächsten Tag ab 9 Uhr stündlich unter dem enthusiastischen Beifall von über 150.000 Temeswarern vom Opernbalkon verlesen. Erst am 22. Dezember konnte das Dokument als Manifest in gedruckter Form erscheinen.
Das Opernhaus beherbergt neben dem Nationaltheater und der Rumänische Nationaloper mit über 711 Sitzplätzen im rechten Flügel des Gebäudes das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) und das Ungarische Staatstheater „Csiky Gergely“. Deren gemeinsames Theatersaal hat 100 Sitzplätze. Drei muttersprachliche Staatstheater in einem Haus! 1753 war Temeswar die dritte Stadt im Habsburgischen Reich mit einer permanenten Spielzeit, nach Wien und Budapest. Im Jahr 2022 gab es im DSST trotz Corona-Restriktionen 6 Premieren und 96 Vorstellungen, die mehr als 8000 Besucher gesehen haben.
Gebaut wurde das Gebäude auf mehr als 1600 in den Boden eingerammte Eichenstämme. Dies war zur Stabilität notwendig, denn der Boden in Temeswar bestand wie der des gesamten Banats nach der Vertreibung der Türken zum größten Teil aus Sumpfland. Deshalb wurden in der Anfangszeit vornehmlich höher gelegene Gebiete besiedelt, etwa in einem Abschnitt, welcher sich von Norden nach Süden, zwischen Arad, Temeswar und der Donau hinzieht. Erst nach dem Bau von Bewässerungskanälen war es möglich, weitere Landesteile zu erschließen. Der Bau des Bega-Kanals z.B. erfolgte zwischen 1727 und 1733 unter der Führung des Grafen Claudius Florimund Mercy (1666–1734) und unter der Leitung militärischer Fachleute. Es war eine hervorragende Leistung jener Zeit. Das resultierende Austrocknen der Sümpfe ließ so neues, fruchtbares Ackerland entstehen, die „Banater Heide“, die anschließend kolonisiert wurde. Der Kanal ist ein Stichkanal. Er führt von Temeswar schnurgerade über 40 km zur serbischen Grenze, ergießt sich nach weiteren 29 Kilometer in der Vojvodina in das Flüsschen Bega. Nach wenigen Kilometer fließt die Bega in die Theiß (ung. Tisza), welche sich etwas weiter südlich in die Donau ergießt und so das Gebiet entwässert.
Adresse
Strada Mărășești 2, Timișoara 300086, Rumänien
Website der Rumänischen Nationaloper
Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen
Ebenfalls ein Wahrzeichen und eine der am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten in Timișoara ist die rumänisch-orthodoxe Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen (rum. Catedrala Mitropolitană Ortodoxă). Sie ist Sitz des rumänisch-orthodoxen Metropoliten und den Heiligen drei Hierarchen Basilius dem Großen, Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos geweiht. Von König Michael I. gestiftet, wurde der Grundstein im Dezember 1936 gelegt. Wie schon bei der Oper mussten mehr als 1000 Pfeiler in den Boden gerammt werden, um auf dem sumpfigen Untergrund ein solch schweres Gebäude errichten zu können. Gebaut wurde im byzantinischen Stil mit kreuzförmigem Grundriss. Die Kirche ist 65 m lang, 32 m breit, der höchste Turm 96 m ist hoch. Insgesamt gibt es elf Türme, die mit emaillierten Dachziegeln mit typisch rumänische Schmuckmuster bedeckt sind. Die große Kuppel ist im moldawischen, die Seitengewölbe im byzantinischen Stil erbaut. Der Fußboden ist ein Mosaik, nach dem Muster alter Banater Teppiche. Die Kirchenglocken, die zusammen acht Tonnen wiegen, sind mit religiösen Inschriften versehen. Das vielstimmige Glockengeläut wurde vom bekannten rumänischen Musikprofessor und Komponisten Sabin Drăgoi gestimmt, die Klangharmonie der sieben elektrischen Glocken ist eine der schönsten in ganz Rumänien.
Öffnungszeiten
Täglich 06:30-19:00 Uhr
Adresse
Bulevardul Regele Ferdinand I, Timișoara, Rumänien
Website
Katharinenkirche
Die römisch-katholische Katharinenkirche (auch „Innerstädter Pfarrkirche“, „Biserica Sfânta Ecaterina“) in der Strada Bolyai János 4 wurde in ihrer jetzigen Form erst 1887-1889 erbaut und am 25.11.1889, am Fest der Heiligen Katharina von Alexandrien, geweiht. Am selben Ort stand eine erste Katharinenkirche, die innerhalb der Festung zwischen 1753 und 1756 errichtet wurde. Selbst diese war der Nachfolgebau einer mittelalterlichen Katharinenkirche, die etwas weiter weg stand und in deren Krypta 1317 Ungarns Königin Maria Katharina, die Ehefrau des Königs Karl Robert von Anjou bestattet wurde. Diese mittelalterliche Kirche stand den Habsburgern beim Bau der neuen Stadtfestung im Weg. Deshalb verhandelten sie mit den Besitzern der Kirche, den Franziskanern, über den Abriss der Kirche und des dazugehörigen Klosters. Die Franziskaner bekamen von Kaiserin Maria Theresia den Ort in der heutigen Janos-Bolyai-Straße zum Bau einer neuen Kirche und eines Klosters zugewiesen. Hier wurde auf dem Platz einer ehemaligen Mühle 1753-1756 die Katharinenkirche neu erbaut. Die bescheidenen Dimensionen dieser Barockkirche sind wohl darauf zurückzuführen, dass sie lange Zeit nur eine einfache Klosterkirche war. Erst viel später bekam sie den Status einer Pfarrkirche für die Katholiken der Innenstadt. Der Umbau 1887-1889 war eher ein Neubau, denn vom alten Sakralbau hat nur die Sakristei überlebt. Die jetzige Kirche wurde zwar dem neoklassischen Stil angepasst, behielt aber viele barocke Elemente.
Besonders viele Gemälde (Darstellungen der hl. Katharina von Alexandrien, der hl. Mutter Anna, mit der Jungfrau Maria, des hl. Franz von Assisi, die Kreuzigung Christi, …) und Kultgegenstände sind barock. Im 39 m hohen Turm ist nur noch eine Glocke. Die anderen wurden im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. Die Orgel von 1896 stammt aus der Werkstatt des Temeswarer Orgelbauers Leopold Wegenstein.
Adresse
Strada Bolyai János 4, Timișoara, Rumänien
Stadtteil Fabric (Fabrikstadt)
„Die parallele Stadt: Fabrikstadt“. Neben der Inneren Stadt ist der Stadtteil „Fabric“ von zentraler Bedeutung für den Aufschwung und die Multikulturalität der Stadt. Selbstredend finden sich auch hier einige der besten Sehenswürdigkeiten in Timișoara.
1718 wurde hier die älteste Fabrik der Stadt, die Brauerei, gegründet. Nach der Vertreibung der Türken 1716 ordnete die militärische Verwaltung von Prinz Eugen, zur Trinkwasserversorgung der Bewohner, die Einrichtung von Wasserkochern an. Damit einhergehend wurden auch Kessel für das Brauen von Bier und das Brennen von Spirituosen eingerichtet. Das denkmalgeschützte Gebäude der Bierfabrik („Fabrica de bere“) ist in der Strada Ștefan cel Mare Nr. 28 in der Fabrikstadt. Das lokale Bier ist das „bere timişoreana“ (Website), welches inzwischen zum Ursus-Konzern gehört. 1847 konzertierte Johann Strauß‘ Sohn, zum ersten Mal außerhalb Wiens, hier im Hof der Temeswarer Brauerei. Für Temeswar und das Banat war das ein epochales Ereignis. 2012 ehrte Timișoara Johann Strauss‘ Sohn symbolisch mit einem 20-Zentimeter-Stern auf der Musikerallee vor der Banater Philharmonie neben Liszt, Bartók und Enescu.
Die Errichtung einer Seidenfabrik 1727 durch Graf Mercy, sowie weiterer Handwerksmanufakturen in der Folgezeit, führte zu einem Aufschwung der Siedlung. Schließlich gab es sieben Wassermühlen, drei Spiritusfabriken, eine Tuchfabrik, eine Textilfabrik, eine Tabakfabrik, eine Ölfabrik, eine Sodafabrik, die Schuhfabrik „Turul“, die Ziegelfabrik Kunz, die Eisengießerei Anheuer, die Wagenfabrik Kardos, das städtische Elektrizitätswerk, es gab Wollindustrie, Strick- und Webereien und es gab das Wasserkraftwerk. Die Siedlung erhielt 1744 offiziell den Namen „Fabrik“ und wurde 1782 als „Fabrikstadt“ ein Bezirk Temeswars.
Die Fabrikstadt bestand anfangs aus mehreren Teilen: einer rumänischen Siedlung („Vlasca Mare“), einer serbischen („neue Ratzenstadt“), der deutschen Siedlung („Renzersdorf“) um die Bierfabrik und die „Neue Welt“, mit den Neuen Banatern, den Zigeunern. Es gab ein Vielvölker- und Sprachengemisch sondergleichen. Ganze Straßenzüge wurden von Rumänen, Deutschen, Serben, Tschechen, Ungarn, Armeniern, Juden, Griechen, Italienern und Franzosen bewohnt. Nicht zu vergessen, das blühende Gewerbe, die Geschäfte, die Hotels und Gaststätten. Man strömte in die Gaststätten wie „Zum Bären“, „Pfau“, „Zum türkischen Kaiser“, „Zur Königin von England“. Überall gab es frisches Fabrikhofsbier.
Im Volksmund hieß es: Alles Gute kommt aus der Fabrik, das Wasser, die Bega, die elektrische Tram und das gute, frische Bier, sogar die Sonne ging täglich immer in der Fabrikstadt auf. Sie liegt im Osten der Innenstadt. Heute gibt es von ehemals mehreren Brücken nur noch drei zwischen der inneren Stadt und der Fabrikstadt: die Mihai-Viteazul-Brücke (Turbinenbrücke), die Dacilor-Brücke (Heuplatzbrücke) und die schönste, die Decebal-Brücke (Neptunbrücke).
1870 lebten in Temeswar 32.223 Einwohner, die Hälfte davon (15.995) in der Fabrikstadt. Und sie bekamen hohen Besuch. Neben dem Walzerkönig war Kaiser Franz Josef I. gleich dreimal hier: 1872, 1879 und 1892. Der dritte Besuch war historisch, denn nach diesem Besuch erfolgte der Entschluss zur Abtragung der Festungsmauern. Dadurch sollte Platz für die Bebauung des Stadtgeländes geschaffen werden, um die wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung der Stadt zur modernen europäischen Großstadt voranzubringen.
Auch der erste Banater Gouverneur Claudius Florimund Graf Mercy war oft und gern in der Fabrikstadt bzw. in den zu seinem eigenen Jagdrevier umgewandelten Jagdwald. Hier wurde 1732 für Mercy ein Jagdschloss gebaut. 1860 wurde dieses und der Jagdwald als öffentliches Jagdrevier freigegeben. Seit 1885 besteht hier eine Forstschule, heute ein Forstlyzeum.
Für die Fabrikstadt erfolgte bis 1910 ein nie da gewesener Bauboom. An allen Ecken und Enden und in allen Altgassen wuchs der Bezirk. Heute wohnen hier viele neue Banater. Mit der Instandsetzung und Renovierung der Gebäude kommt man nicht nach. Dennoch findet man hier einge der schönsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara.
Kirche Mariä Geburt
Ein für das Banat typischer Kirchenbau – und deshalb hier erwähnt – ist die heute griechisch-katholische Kirche Mariä Geburt (rum. „Biserica greco-catolică Fecioara Maria“, „Biserica Naşterea Maicii Domnului“). Sie befindet sich an der Piața Alexandru Sterca-Suluțiu, in der Nähe der Bierfabrik. Sie wurde 1763-1765 als römisch-katholische Kirche der Gesegneten Jungfrau Maria im österreichischen Barockstil erbaut und kann in sehr ähnlicher Form in den meisten banater Dörfern gesehen werden.
Dies liegt daran, dass die Errichtung der Landkirchen in der Regierungszeit Maria Theresias oberste Priorität genoss. Diese wurden in großer Zahl in relativ kurzer Zeit errichtet. Da ihre Finanzierung ausschließlich durch die Hofkammer in Wien erfolgte, mussten alle Baupläne vom Wiener Hofbauamt genehmigt werden. Es ist ein denkmalgeschütztes Gebäude mit wechselhafter Geschichte.
Adresse
Strada Comănești 1, Timișoara 307200, Rumänien
Kirche der Gesegneten Jungfrau Maria
Nachdem sich immer mehr katholische Siedler (vorwiegend deutsche und italienische Handwerker, Arbeiter und Kaufleute) in der Fabrikstadt niederließen, war der Bedarf nach einer Kirche groß. Anfangs wurden die Bewohner von den Franziskanern der naheliegenden mittelalterlichen Katharinenkirche seelsorgerisch betreut. Deren Kirche und Kloster wurde aber 1756 zum Abriss freigegeben und anderenorts (siehe „Katharinenkirche“) neu gebaut. Also entstand 1763/65 die Kirche der Gesegneten Jungfrau Maria.
Doch mit dem industriellen Wachstum der Fabrikstadt nahm die Zahl der ansässigen Katholiken stark zu. Die Kirche war zu klein, eine größere Pfarrkirche sollte gebaut werden. Die alte Pfarrkirche wurde 1906 der griechisch-katholischen Pfarrei Fabrikstadt überlassen, umbenannt in Kirche Mariä Geburt. In den Folgejahren wurde sie innen umgestaltet, den Kirchturm ziert ein griechisches Kreuz mit zwei Querbalken. 1948 wurde die griechisch-katholische Kirche laut Dekret 358/1948 aufgelöst und zwangsweise mit der rumänisch-orthodoxen Kirche vereinigt. Die Kirche wurde rumänisch-orthodox. Alle noch vorhandenen barocke liturgische Möbelstücke der Kirche wurden entfernt. Nach der Revolution 1989 wurde die Kirche 1991 an die griechisch-orthodoxe Gemeinde zurückerstattet und zählt weiterhin zu den schönsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara.
Millenniumskirche
Eine weitere Kiche in der Fabrikstadt, die viele zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara zählen, ist die neue „Millenniumskirche“ (rum. Biserica Millennium). Sie wurde von 1896 bis 1901 südwestlich der Piața Traian gebaut und heißt „Millenniumskirche“, da man im Jahr 1896 genau 1000 Jahre seit der Landnahme durch Ungarn feierte. Das Gebäude ist der größte katholische Kirchenbau in Temeswar. Es ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus. Sie fasst 3000 Personen. Das Hauptportal aus Eichenholz ist 4 m hoch und 2,6 m breit. Über dem Eingangsportal in der Kirche stehen drei in natürlicher Größe ausgeführten Statuen: links und rechts die Apostel Petrus und Paulus, in der Mitte Jesus mit dem Kreuz. Hauptaltar und Nebenaltäre sind ebenfalls aus Eichenholz und wurden in Österreich gebaut. Die beiden Türme der Kirche haben eine Höhe von 65,7 m. In der Chorempore ist eine beeindruckende Orgel. Sie wurde vom Temeswarer Orgelbaumeister Carl Leopold Wegenstein gebaut und 1901 eingeweiht. Die katholische Messe wird in deutscher, ungarischer, rumänischer und jeden Samstagabend auch in italienischer Sprache gefeiert.
Adresse
Piața Romanilor 6, Timișoara 307200, Rumänien
Website
Bega-Kanal
Der Bega-Kanal (oder kurz: Bega) stellt heute ein wichtiges Angebot für den öffentlichen Verkehr und den Freizeitverkehr dar. 14 Brücken überqueren den Fluss und an den Ufern gibt es neben Radwegen auch Wege zum Wandern und Laufen. Kein Wunder also, dass unter den Sehenswürdigkeiten in Timișoara keine die Einheimischen so oft ins Freie lockt, wie die Bega.
Graf Mercy, schaffte die Kanalisierung der Bega mit einem Kraftakt in fünf Jahren, 1727-1733. Seine Vision von der blühenden Banater Heide, dem fruchtbarsten Landstrich Südosteuropas durch Trockenlegung der Sümpfe einerseits, als auch die von der Begaschifffahrt andererseits, wurden wahr. Der Bega-Kanal ist 120 Kilometer lang, die gesamte schiffbare Länge 116 km, davon liegen 75 Kilometer in Serbien. Seit 1735 verkehrten erste Schiffe auf der Strecke Temeswar – Pančevo. Pančevo liegt in der nordserbischen Provinz Vojvodina an der Mündung der Temesch (Tamiš) in die Donau (Dunav). Temeswar war auf dem Wasserweg mit Budapest und Wien verbunden.
Seit 1790 gab es eine Handelsverordnung auf der Bega. Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Bega das Tor für die schweren Transportgüter. Ab 1894 verkehrte dreimal wöchentlich ein Güterkahn der Wiener Ersten Donaudampfschifffahrts-Gesellschaft DDSG zwischen Temeswar und Titel in Serbien. Titel liegt auch in der Vojvodina, an der Mündung der Bega in die Theiß.
1958 stellte Rumänien den Schiffsverkehr mit den Nachbarstaaten auf dem Bega-Kanal ein, einen regelmäßigen Fahrplan im innerstädtischen Personenverkehr gab es noch bis 1966. Das kommunistische Regime stellte den Verkehr 1986 ganz ein.
Jetzt soll der Kanal wieder schiffbar gemacht werden. Temeswar soll zum Hafen am „Paneuropäischen Korridor VII“ ausgebaut und mit anderen Häfen von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer verbunden sein. Durch den Kanal hätte Temeswar tatsächlich Anschluss über Theiß und Donau, dem Rhein-Main-Donau-Kanal mit der Nordsee und andererseits über die Donau mit dem Schwarzen Meer. Mit einem von der EU finanzierten Projekt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sollen Serbien und Rumänien die Schiffsschleusen und Schütze zur Regelung des Wasserdurchflusses auf dem Bega-Kanal rekonstruieren. Schütze, Schleusen, Pumpwerke, Anlegestellen und Piers müssen rekonstruiert, mit neuer hydromaschineller Ausrüstung versehen oder neu angelegt werden. Brücken und Fußgängerstege müssen errichtet werden. Auf rumänischer Seite wurde die Strecke bis Uivar („Neuburg an der Bega“) nahe der serbischen Grenze schon elektrifiziert und Navigationsschilder auf den restlichen 42 Kanal-Kilometer vom Pumpwerk Uivar bis zur serbischen Grenze aufgestellt. Die Arbeiten sind fortgeschritten, aber lange noch nicht abgeschlossen.
Im Moment ist Schiffsverkehr von Temeswar aus nur bis Sânmihaiu Român, ca. 14 km südwestlich des Stadtteils Freidorf, möglich – ebenso der innerstädtische Ausflugsverkehr.
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